Klimafarming – eine Chance für das Überleben des Planeten​

Geprägt vom globalen Umweltbewusstsein ist die Kuhrerhof AG einem ökologisch nachhaltigen Gesamtkonzept für die Landwirtschaft nachgegangen, da diese sich künftig nicht nur auf die Produktion von Nahrungsmitteln beschränken wird. Im Rahmen des Klimafarmings sind Aufgaben wie die Biodiversitätsförderung, der Klimaschutz, die Energieerzeugung und die Landschaftsgestaltung wahrzunehmen und bestmöglich umzusetzen.

Das Hebräische Wort „adamah“, von dem sich Adam, der biblische Name des ersten Menschen ableitet, bedeutet Erdboden, was meist fälschlich mit Lehm übersetzt wird. Das bedeutende Detail, welches sich unabhängig des Glaubens, hinter dieser Geschichte versteckt ist, dass der Mensch und alles auf der Erde Lebende aus dem Leben des Erdbodens hervorgeht. Der Erdboden lässt sich demnach als ein unendlich vernetztes Wesen verstehen, dass aus unzähligen, kleinsten Organismen, gebundenen Mineralien, Wasser, Wurzeln und zersetzten Pflanzenstoffe besteht. Fast neunzig Prozent aller Organismen unseres Planeten leben im Erdboden und sorgen durch ihr Zusammenspiel für die Aufrechterhaltung der Lebensprozesse. Auf dieser simplen Erklärung basiert die Grundlage eines gesunden Klimafarming-Kreislaufes unter der Berücksichtigung folgender weiteren Aspekte.

In dem Projekt werden fast sämtliche Tierwohl- und Umweltthemen der Viehwirtschaft aufgegriffen: Haltung, freier Tierverkehr, gesundes Stallklima, gesunde Fütterung mit regionalem Futter, bessere Stallabluft, Reduktion der Ammoniakemissionen, Reduktion der Nitratauswaschungen ins Grundwasser, Reduktion der Güllelagervolumen, pflanzenspezifische Düngung, Bodenschonung, Energiegewinnung aus Pflanzen.

Fast die ganze bestehende Infrastruktur des Landwirtschaftsbetriebs kann genutzt werden. Der Betrieb wird neu auf maximales Tierwohl und minimale Emissionen ausgerichtet. Milchproduktion mit Milchveredelung, silofreie Fütterung, regionales Kreislaufdenken und Umweltschutz sind Eckpfeiler des Konzepts.


Hofbioanlage

Auf dem Landwirtschaftsbetrieb entsteht eine sehr moderne Hofbiogasanlage mit ebenerdig angelegten Festbettfermentern in einem Containersystem. Eine gross dimensionierten Biofilteranlage sorgt für saubere und gerucharme Abluft. Die Anlage behandelt nur Dünngülle. Es werden baulich sehr aufwändige Massnahmen getroffen, die das Erscheinungsbild betreffen, aber vor allem auch um Auswirkungen auf die Umwelt in Form von Gerüchen vorzubeugen. Die Anlage fermentiert vor allem die Gülle der eigenen Kühe und auch von einigen wenigen Partnerbetrieben. Es entsteht Biogas, das in das städtische Gasnetz eingespeist wird. Ein Teil des Gases wird an einer Biogastankstelle einer eingegrenzten Kundschaft zugänglich gemacht. Die Güllegärreste werden an Ort und Stelle aufgearbeitet, Ammoniak und Feststoffe abgespalten, und das saubere Wasser im Betrieb wieder gebraucht, oder in die Kläranlage eingeleitet. Die aufkonzentrierten Feststoffe werden dann während der Vegetation per Schleppschlauch emissionsarm ausgebracht.

Mit der Sprossenproduktion bekommen wir ein ganzjährig verfügbares und gesundes Grünfutter, das aus regionaler Produktion stammt. Es wird kein Dünger benötigt, das Wasser stammt aus den eigenen Betriebskreisläufen. Der Energiebedarf ist Dank neuer LED-Technik und effizienter Abwärmenutzung sehr überschaubar. Beim Mais setzen wir auf die energiereichen Körner. Statt die Restpflanze den Kühen als Silo zu füttern, setzen wir lieber auf Qualitätsheu der höchsten Stufe. Die Restpflanze wird separat geerntet und in Ballen siliert, um später direkt in der Biogasanlage genutzt werden zu können. Studien haben belegt, dass die Maiserntereste 80-90% des Gärpotenzials von Ganzpflanzenmais aufweisen. Das wollen wir ausnutzen.

Im Stall werden die Spaltenboden entfernt und 4 Lely-Entmistungsroboter sorgen dafür, dass der Mist innerhalb einer Stunde sauber aufgenommen wird. Dieser wird in eine Sammelgrube abgeworfen und kurzfristig zu Biogas vergärt. In der Hof-Biogasanlage werden zusätzlich Hofdünger aus benachbarten Betrieben (max. 15 km Luftlinie) verwertet. Die Lagerungszeit für diese Hofdünger wird deutlich verringert und verursacht deshalb ebenfalls weniger Emissionen.

Unsere Anlage nimmt am BAFU „Programm zur Emissionsreduktion durch landwirtschaftliche Biogasanlagen in der Schweiz“ teil. Dies geschieht in fachlicher Begleitung durch Ökostrom Schweiz. Unsere Biogasanlage führt dadurch zur nachhaltigen Vermeidung von Methan- und Kohlendioxid-Emissionen.

Zwar führt unsere Biogasanlage zu einer massiven Reduktion an den klimaschädlichen CO2-Emissionen, löst aber nicht das Problem, das in Zusammenhang mit der Verwertung von überschüssigen Gärresten steht. In unserer Anlage werden die Gärreste nach der Fermentation nachbehandelt. Da wir nur Dünngülle vergären, ist keine nachfolgende Separation notwendig. In mehreren in Serie geschalteten Batch-Tanks wird das Ammoniak entfernt. Daraus wird ein wertvoller ASL-Stickstoffdünger gewonnen. Die restlichen Feststoffe werden abgeschieden und danach ist das Wasser für die benachbarte Kläranlage einleitfähig. Wir reduzieren so das Volumen um über 65%. Die abgeschiedenen Feststoffe sind in flüssiger, aufgedickter Form und können so problemlos gelagert werden. Per Schleppschlauch wird dieser hocheffiziente Dünger während der Vegetation auf die Felder ausgebracht.

Die zehn Biogasbehälter (10x 55 m³) werden in 40“ Containern bodeneben in die Halle gestellt. Auf jeder Einheit ist ein ebenfalls 40“ Container mit dem individuellen Gasspeicher. Jede Einheit funktioniert für sich selber. Die vorhandenen Güllegruben werden als Frischgülle-Lager und auch Lager für separierte Gülle und Prozesswasser genutzt. Es muss kein einziger Güllekasten gebaut werden.

Die Gasspeicher enthalten dasselbe Volumen wie die Fermenter ( 10x 70m3 ). Nach der Gasreinigung und -trocknung wird das Biogas auf Erdgasqualität aufbereitet. Es steht nun zur Verfügung für die Biogastankstelle oder direkte Erdgasnetzeinspeisung. Die Methanaufbereitungsanlage wird auf der anderen Hallenseite ebenfalls ebenerdig aufgestellt. Dies mit einer grossen Öffnung gegen aussen, um genügend Luftaustausch zu bekommen. Die Biogastankstelle wird einer begrenzten Kundschaft zur Verfügung stehen. Vor allem auch eigene Logistikfahrzeuge werden auf diesen Biotreibstoff umgestellt. Die Tankstelle ist somit nicht öffentlich zugänglich.

Den Umweltaspekten wird im Zusammenhang mit dem Klimafarming ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt. Wir lagern keine offenliegenden Substrate. Alle Bereiche, in denen Emissionen entstehen können, werden abgekapselt und aktiv abgesaugt, so auch die Stallluft. Somit wird sogar der Methanausstoss der Milchkühe in die Luft reduziert. Die Abluftbehandlung erfolgt über einen groß dimensionierten Biofilter und sorgt damit für saubere und geruchsarme Abluft.